76. Generalversammlung 2022
am Donnerstag, 12. Mai 2022 von 10.30 - 14.00 Uhr im Zunfthaus zur Meisen in Zürich
Die Präsidentin der Vereinigung Schweizerischer Unternehmen in Deutschland, Frau Doris Russi Schurter, sprach eingangs ihrer Rede zur 76. Generalversammlung der Vereinigung vom Entsetzen, welches die Kriegshandlungen Russlands in der Ukraine auslösen. Neben den aussen- und wirtschaftspolitischen Paradigmen, wie offenen Grenzen und dem Abbau von Armeebeständen, stelle der russische Einmarsch in der Ukraine vor allem auch die nach dem Reaktorunfall von Fukushima überstürzt eingeläutete Energiewende in der Schweiz auf den Prüfstand.
Vor dem Hintergrund, dass man sich nun schlagartig der hohen Abhängigkeit Westeuropas von russischem Öl und Gas bewusst geworden sei, sei zu begrüssen, dass nun auch im Bundesrat Konsens bestehe, die hohe Importabhängigkeit der Schweiz von Öl, Gas und elektrischer Energie rasch zu reduzieren und stärkeren Gebrauch von einheimischen Ressourcen zu machen. Die Schweizer Pumpspeicherwerke mit ihren Stauseen könnten aus Sicht der Präsidentin viel effektiver genutzt werden. Vor allem die Konflikte zwischen den Betreibern der Kraftwerke und den Standortkantonen gehörten schnellstmöglich behoben, sonst drohe das Stocken der Energiewende im Spiel Alpen OPEC gegen Stromkonzerne.
Es sei darum wichtig, dass sich nun alle Player wieder an einen runden Tisch setzten und zusammen eine Lösung erarbeiteten. Es könne nicht sein, dass eine sichere Energieversorgung der Schweiz am «Kantönligeist» scheitere.
Der Gastreferent der Versammlung, Herr Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn, ehemaliger Präsident des Ifo Instituts München und ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern sprach zum Thema: „Die neue Inflation – Ursachen, Folgen und Politikimplikationen“.
Er stellte fest, dass die Inflation in der Eurozone derzeit so stark wütet wie noch nie seit deren Gründung. In der Bundesrepublik Deutschland sogar stärker als je zuvor. Die Ursachen liegen aus seiner Sicht in der Verbindung einer jahrelang ausufernden und masslosen Geldpolitik und einer exzessiven Staatsverschuldung in Verbindung mit weltweiten Quarantäne-Massnahmen und einer Verknappung des Energieangebots, die beide das Güterangebot beschränkt haben. Der Angebotsüberhang entlud sich bereits vor dem Krieg in der Ukraine in exorbitanten Preissteigerungen auf den Vorproduktstufen und schlägt sich zunehmend auch auf den Endstufen der Produktion nieder. Zudem habe die Europäische Zentralbank die Kontrolle über das Geschehen längst verloren.